93. Von Schotten und Sturmsegeln

Zugegeben, wir sind gerade nicht mit voller Pulle am Boot. Das liegt einerseits daran, dass wir viel Stress auf Arbeit haben und etwas ausgelaugt sind. Andererseits fällt es uns gerade schwer, die Beobachtung der Vendee Globe und des Prada Cups zeitlich unterzubringen. Beides finden wir hochspannend.

 

In der Werft ist Freddy damit beschäftigt, die Beams der PoC weiter zu bauen. Vor allem der vordere Beam, wo Winschbrett, Selbstwendefock-Schiene und die Mastfußhalterungen untergebracht sind, wird noch etwas Zeit beanspruchen. Da die boot 2021 jetzt entgültig abgesagt ist, haben wir unser Zeitziel auf den Saisonstart unseres Segelvereins ausgerichtet.

 

Beim großen Tri haben wir uns nach langer Überlegung doch dagegen entschieden, das vordere Bugschott aus den Decksresten des ersten Mittelrumpfes zu schneiden und einzubauen. Das Deck hatten wir sehr viel stabiler und dicker ausgelegt als es die Schotten jetzt benötigen. Der Zuschnitt war uns zu schwer, so viel extra Gewicht wollen wir da vorn nicht. Also haben wir uns aus Styrodur und je einer Lage 750g Tri-Ax Glasgelege neue Schottwände laminiert und zugeschnitten. Ins vordere Schott, das etwa 1 Meter von der Bugspitze entfernt ist, werden wir noch zwei Luken einbringen. Diese Luken sind groß genug, dass ich durchpasse. Freddy kriegt den Kopf und die halbe Schulter durch, so dass wir gut checken können, wie es dort vorn aussieht. Wir haben uns bei diesem vorderen Raum nicht noch mit extra Spachtelarbeiten aufgehalten, sondern zweimal mit weiß pigmentierten Epoxidharz grundiert. Muss reichen.

 

Das zweite Schott ist 2,15 Meter vom ersten Schott entfernt und geht nicht bis ganz nach oben. Der obere, offene Bereich wird noch Teil des Salons werden. Im Moment denken wir, dass wir oberhalb des Schotts eine Doppelkoje hinbauen, die aber vermutlich in erster Linie Stauraum für leichte Sachen und Segel sein wird. Unser eigentliches Bett wird Teil unserer Essecke werden, so wie man es von Wohnmobilen kennt, also mit einer absenkbaren Tischplatte.

 

Und dann hat sich Freddy noch ein Bauteil ausgedacht, das unser Anschlagpunkt für das Sturmsegel sein wird.

 

Unser Sturmsegel wird weder vorn an der Bugspitze noch am Bugspriet angeschlagen, sondern erhält einen eigenen Anschlagpunkt weiter achtern. Dieser Anschlagpunkt muss also ins Deck eingebaut werden. Und da wir ein Sandwichdeck haben, müssen wir hier extra verstärken, um die entstehenden Kräfte aufzufangen und abzuleiten. Freddy baut sich eine Schablone aus einer Styrodurplatte, die er mit Glasgelege und Glasroving füllt und laminiert. Dieses Formteil werden wir in das Deck einarbeiten und durchstecken. Die langen Schenkel zeigen nach vorn zum Bug und nach hinten zum Heck und fangen die Zugkräfte auf, die auf dem Sturmsegel lasten. Die Zugkraft geht ja eigentlich nur in eine Richtung. Wir haben den Schenkel in die andere Richtung aber genauso lang gemacht, falls wir diesen Anschlagpunkt auch mal zum Schleppen oder anderes verwenden müssen, was ja dann eine Zugkraft aus einer anderen Richtung bedeuten würde. In den Schlitz unten wird eine Querrippe (aus Sperrholz) einlaminiert. Diese wird, ähnlich den Beamverstärkungen, im Inneren an der Decke von Bordwandseite zu Bordwandseite gehen.