116. Die Beam-Auflagen und Anlaschpunkte

Wie im letzten Beitrag erwähnt, zermartert sich Freddy schon seit Monaten den Kopf, wie wir die Beamauflagen realisieren wollen.

 

Das Konzept der PoC wollen wir nur teilweise übernehmen. Das Auflagesystem an dem Beam-Enden funktioniert sehr gut, aber auf der Seitenschwimmer-Seite haben uns die Anlaschsysteme nicht so überzeugt. Die seitlich angebrachten Öhrchen geraten beim Lee-Schwimmer ins Wasser und die horizontale Röhre, die quer durch den Schwimmer geht, sorgt dafür, dass die Anlaschleinen deutlich länger sind als sie sein müssten. Wir brauchen also auf Seitenschwimmer-Seite eine neue Idee für die Anlaschpunkte.

 

Ich bringe das Konzept unserer Sturmfock-Anschlagsvorrichtung auf den Tisch: unten breit, nach oben verjüngt, von innen durch die Rumpfwand nach außen. So können wir die Kraft gut verteilen und einen superstabilen Anlaschpunkt realisieren. Wie wir das aber mit dem Beam verbinden sollen, liegt außerhalb meines Horizontes. Dafür hat Freddy aber eine Idee.

 

Und so fällt endlich auch die Entscheidung für unsere Beam-Auflagen.

 

In den Tagen nach Ostern zeichnet Freddy fachmännisch das Bauteil, das von uns gleich am Anfang die Bezeichnung „Schiffchen“ erhält. Dann schnitzt er aus Styrodur eine Laminierform und laminiert nach und nach insgesamt acht Stück dieser Schiffchen aus Glasgelege-Abschnitten und Roving. Das Roving längs orientiert, um die Zugkraft zu den äußeren Enden zu leiten. Jeweils zwei dieser Schiffchen werden parallel nebeneinander durch den Rumpf gehen, mit einer querliegenden Leiste, die beide Schiffchen verbindet.

 

Das Gegenstück für diese Leiste wird ein stabiles Halbrohr aus Kohlefaser an den Beam-Enden. Für die Erstellung dieser halbrunden Auflagen aktivieren wir unsere Styrodur-Schneidemaschine. Ich programmiere ein Schnittprogramm für einen Rundstab mit einem Durchmesser von 56mm. Das geschnittene Teil sieht aus wie eine Schwimmnudel, ist aber nicht flexibel. Drei Rohre schneiden und umschlagen wir mit CFK Bi-Diagonal 300g Gelege. Dann setzen wir eine Schneidemarkierung mittig längs im Stab, trennen den Stab aber noch nicht ganz auf. Wir wollen diese Auflage im ganzen an die Beams laminieren, damit wir alles schön zueinander ausrichten können. Die Trennung und das Herauslösen des Styrodurs wird erst nach dem Anlaminieren erfolgen. Die dadurch entstehenden Halbrohre sind zur Orientierung für die Verstärkung, die nachher den ganzen Beam und das ganze Rig trägt.

 

Ungefähr bei diesem Projektstand erwischt uns dann Corona. Beruflich im worst timing ever, denn Ende April stehen die ersten beiden Präsenzmessen unserer Branche an. Freddy geht voran und ich folge mit einem Zwei-Tage-Abstand. Wir knocken uns für etwas 7 Tage aus, haben aber glücklicherweise einen sehr leichten Verlauf, bleiben klar im Kopf und versuchen, die Zwangspause möglichst gut zu nutzen und uns etwas zu erholen. Aber es bleibt natürlich nicht aus, dass Arbeit liegen bleibt und wir rödeln nach unserer Rückkehr mächtig, um wieder auf Linie zu kommen. Außerdem sind die ersten Arbeitstage nach der Infektion doch so anstrengend, dass wir keine Energie mehr für das Boot haben. Erst kurz vor Himmelfahrt kommen wir wieder einigermaßen auf Level.

 

Im nächsten Blogbeitrag stelle ich euch unsere Decksluken vor! Freddy hat sich entschieden, wie er unsere Decksluken bauen möchte und dafür ein Laminierwerkzeug gebaut.